Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Abschied in den Frieden - VII - Taub und unwirklich

∞  10 Juli 2013, 14:43

Die Sonne scheint. Ich sehe es.

istockphoto.com/MHJ: Book Open Door

Aber heute laufe ich auf Watte. Immerhin schwitze ich. Arbeiten mag ich gar nicht. Vor allem nicht mit dem Kopf. Fürs Mittagessen Gemüse rüsten geht. Geht gut.

Es ist so unwirklich. So nah und bewusst ich als Begleiter war, so endgültig und doch surreal erscheint mir die Situation. Wie kann sein, was geschehen ist? Wie furchtbar endgültig ist der Tod?! Ich bin wie ein Leser, der hinter die Sätze sieht und nichts erkennen kann. Auch wenn da kein lichtloses Dunkel ist.

In unser modernen toten Welt hört man es immer mal wieder: Der Tod ist ein Skandal. Tönt gut. Ist aber eine Katastrophe. Nein. Der Tod kann und soll beklagt werden – aber der Klage muss ein Adieu folgen, ein Morgen, ein Sonnenaufgang. Ohne irdische Endlichkeit ist das Leben nicht vollkommen.

Die Büroleiterin lächelt mich an. Sie erzählt mir von ihrer Nahtoderfahrung, von der sie auch meiner Mutter erzählte. Auch wenn für meine Mutter die Aussicht auf Ruhe und Frieden auszureichen schien und sie sich nicht “auf Schöneres” verlassen wollte, dass da gar Licht und Leben sein wird, drüben – so freut es mich doch, dass ihr solche Gespräche angeboten wurden. Die Erfahrung, der Glauben, welcher der Betriebsleiterin Wissen ist – sie erzählt nun mir davon, und ich lächle zurück. Es ist ja, woran ich auch glaube, und was ich fühlen kann – selbst dann, wenn alles, was ich an mir zu fassen mag, mir nicht mehr verspricht, als dass ich mein Sterben auch mal annehmen werde.

Das Leben wird mich wieder haben. Auch und gerade deshalb, weil es mir auch diese Aufgabe stellt: Behutsam mit ihm umzugehen, bewusst, auf dass der Tod niemals zum Skandal werden kann, sondern sein darf, was er will: Ein Ende, das alles wertvoller macht, was wir zuvor erleben. Und eine Mahnung, nichts aufzuschieben, was uns wichtig und lieb ist. Ohne panisch zu werden: Auch dabei geht es mehr um eine Haltung als um die Abarbeitung von Pendenzen. Obwohl… so schlecht ist das gar nicht. Weil wir dabei merken, wie sehr wir das Leben wollen und es uns auch.

Alles hat seine Stunde. Ich werde die meinen auch wieder finden. Oder begreifen, dass das hier, dieses taube Jetzt, später Humus ist, in das ich Blumen setzen will.