Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


500g Broccoli. Stück für Stück.

∞  14 April 2012, 17:58

Aktion im Discounter: 500g Broccoli für 1.00. Genau 500g. Stück für Stück.

Eigentlich mirakulös, nicht wahr? Was machen Sie sich für Gedanken, wenn Sie vor dem Regal im Supermarkt stehen, und Sie sehen die Aktionsware: Eine Perperoni wächst rund, länglich, hat einen breiten oder nicht so breiten Stielansatz – aber es sind im PE-Schlauch drei Stück zu genau 500g. Pack für Pack.

Was sind eigentlich die Beweggründe dafür? Warum in aller Welt brauchen wir das? Eine Ware ein Preis ein Angebot. Die Norm schafft Menge bringt Tempo in der Verarbeitung, Etikettierung, im Vertrieb, etc. Die Wirtschaftlichkeit drückt quasi dem Samen den Stempel auf: Wächst jede Broccoli-Art gerne normiert gleichförmig gleichmässig gleich schnell? Was an unserer Zucht von Nahrungsmitteln, welcher Art auch immer, hat eigentlich in seiner Grundmotivation überhaupt noch mit Gesundheit zu tun? Was geschieht mit unserem eigenen Erbgut durch die Perfektion, die wir darin an den Tag legen, jede Individualität zu vermeiden, um das immer gleiche Produkt immer farbiger ins Regal zu bringen? Und wie viel Prozent Ausschuss nimmt eine Produktion billiger Produkte in Kauf, weil der genormte Ausstoss immer noch mehr Profit verspricht als die Mitverarbeitung leicht anders ausgestalteter Varianten? Wir verändern nie in Richtung Vielfalt, wir wollen die Gleichförmigkeit. Viel Gleiches erlaubt viel Durchfluss schafft viel Absatz.

Wie schnell springt der Impuls zur Entwicklung gleichförmigen Gemüses auf den Versuch über, diese Gleichförmigkeit möglichst immer schneller neu zu schaffen? Ja, natürlich ist das EIN Bestreben. Und man findet sicher den einen Unverschämten unter den Verkäufern, den ganz erfolgreichen, der sein Tun noch damit begründet, dass, wer schnell viele Lebensmittel produziert, als einziger die Antwort darauf kennt, dass wir so Viele sind. Vielleicht landen ja drei von vier Pepersoni nicht im Schlauchbeutel, sondern als Dünger auf dem Acker, für den nächsten Versuch. Im besten Fall.

Saatgut. Wo auch immer auf der Welt es zum Einsatz kommt, es war ursprünglich mal das Angebot der Natur. Was wir daraus machen, ist vor allem ein Geschäft. Mit absurden Auswüchsen, die uns gar nicht mehr weiter auffallen. Ausser in diesem einen Moment am Regal, im Supermarkt.