Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


10 Min. - 1 Stichwort: Erbschaft

∞  9 Mai 2007, 20:00

Er hat eine Erschaft machen können. Früher war diese wichtige Nachricht ein Grund, um zu flüstern, und sie liess einen die Köpfe zusammenstecken oder den Handrücken vor den Mund nehmen. Wahrscheinlich, um den Neid in der eigenen Stimme zu kaschieren.

Mittlerweile erbt die Generation, die schon in Wohlstand aufwachsen durfte – oder zumindest ohne Notstand, wenigstens die meisten. Erben ist also Volkssport geworden. So richtig glücklich dabei zu werden, ist trotzdem nicht leichter als bei einem Lottogewinn. Erben bedeutet meist Streit, oder zumindest die Bestätigung, dass man Verwandte hat, um sich seine Freunde zu verdienen.

Und der Erblasser in spe, der auf sein “dann mal” zu verteilendes Erbe hinweist und dafür ein Wohlverhalten oder Beachtung reklamiert, ist für den Aussenstehenden allenfalls peinlich, für den so angesprochenen Erben aber schlicht mühsam, demütigend, entwürdigend oder lächerlich – je nach zwischenmenschlichem Pegelstand. Wobei die Betonung wohl auf “Zwischen” liegt…

Geld macht eben nicht glücklich. Vielleicht macht es einmal unabhängiger, nachdem man zuvor gelernt hat, dass es eigentlich dazu da ist, andere abhängig zu halten. Manches Erbe wird also sehr teuer erkauft, obwohl es vielleicht “gratis” ist und nicht mal Steuern bezahlt werden müssen (sind an immer mehr Orten abgeschafft).
Ich habe einen Tipp:


  1. Das Erbe gar nicht erst zur Erbschaft werden lassen! Damit meine ich:
    Selbst geniessen und den anderen die dabei entstehende gute Laune schenken, aber dabei nicht den Eifer der hecktischen Kompensierer entwickeln, die ihre selbst empfundene bisherige Mangelleiderei saldieren wollen.
  2. Verteilen, so lange man sich noch an der allenfalls geschenkten Freude selbst erfreuen kann. Bitte nicht so handeln, wenn man Gefahr läuft, sich in der Folge über den Verbleib des selbst Ersparten zu ärgern…
  3. Unbedingt selbst noch verteilen, wenn man sich am Ärger bestimmter Menschen gütlich tun könnte, nur schon, um dem Vorwurf auch posthum nicht ausgesetzt zu sein, man hätte sich feige vom Acker gemacht und quasi heimlich jemandem ans Bein gepinkelt.


Was schreibe ich auch so Vieles daher? Wie Sie es selbst machen, kann es verkehrt oder richtig sein. Alles Geld der Welt reicht wohl nicht aus, alle Wirkungen der Erbschaft voraussehen zu können. Aber das kann ja dann getrost auch anderer Sorge sein, auch wenn Sie sich das noch nicht so recht vorstellen können.

Ach Verzeihung, Sie sind mehr Erbe als Erblasser? Mein Rat: Leben Sie so, als wären Sie es nicht.

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